10 Jahre Haft für Kevins Ziehvater

Nach dem Martyrium des kleinen Kevin aus Bremen ist der Ziehvater des Jungen vom Landgericht Bremen zu zehn Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt worden.

Außerdem wurde die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Die Leiche Kevins war im Oktober 2006 im Kühlschrank des drogensüchtigen 43- Jährigen gefunden worden.

In seiner mehr als zweistündigen Urteilsbegründung zeichnete der Vorsitzende Richter Helmut Kellermann das Martyrium des kleinen Kevin nach. Bereits im Alter von acht Monaten, im Herbst 2004, sei dieser erstmals Opfer einer schweren körperlichen Misshandlung geworden und habe "multiple Frakturen und damit verbundene heftigste Schmerzen" erlitten. Von den insgesamt mehr als 20 Knochenbrüchen, die Rechtsmediziner nach dem Tod des Zweijährigen entdeckten, hätten auch in der Folge etwa die zuständigen Mitarbeiter des Jugendamts kaum etwas gesehen.

Der oft aggressive K. sei im Beisein Dritter auch "nie tätlich und fast nie verbal aggressiv gegenüber Kevin" gewesen, sagte Kellermann. Im Gegenteil hätten Zeugen seinen Umgang mit dem Kind als "liebevoll, freundlich, zugewandt, fürsorglich" beschrieben. Demnach habe der Angeklagte "keine sadistische Ader". Allerdings gleiche seine Lebensgeschichte einer "abschüssigen Bahn".
"Traum vom bürgerlichen Leben zerstört"

Nachdem der Tod seiner ebenfalls drogensüchtigen Lebensgefährtin - Kevins Mutter - und die vorherige Totgeburt des gemeinsamen Sohnes Joshua den "Traum vom bürgerlichen Leben zerstört" habe, sei es für den Angeklagten "bergab" gegangen.

Dieser habe Kevin immer wieder misshandelt und zugleich nach außen hin glaubhaft gemacht, es gehe dem Jungen gut. Mit Hilfe von Ausreden habe er es weitgehend vermieden, dass Kevin durch andere - etwa öffentliche - Stellen betreut wurde. Gestorben sei der Zweijährige wahrscheinlich Ende Juni oder Anfang Juli 2006 infolge der "letzten Serie" von fünf Knochenbrüchen, unter anderem des Oberschenkels, sagte Kellermann. Einen Tötungsvorsatz des Angeklagten habe das Gericht nicht sicher feststellen können: Dass ein Oberschenkelbruch zu einer Fettembolie der Lunge und damit letztlich zum Herzversagen führen könne, sei nicht als Allgemeinwissen vorauszusetzen.

Mit ihrem Urteil blieben die Bremer Richter hinter dem Antrag der Staatsanwaltschaft zurück. Diese hatte 13 Jahre Haft wegen Mordes gefordert. Die Verteidigung hielt dem erfolgreich entgegen, dem Angeklagten sei höchstens Körperverletzung mit Todesfolge anzulasten. Beide Seiten gingen in dem Prozess übereinstimmend davon aus, dass K. zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig war. Auch die Richter kamen zu dem Schluss, dies sei wegen der Drogensucht des 43-Jährigen nicht auszuschließen.

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