Begegnung ohne Gewalt im Nahen Osten
Die deutsch-israelisch-palästinensische Initiative DIPF setzt im Nahostkonflikt vor allem bei der Jugend an: Sie unterstützt Projekte, in denen sich junge Israelis und Palästinenser ohne Gewalt begegnen können, wie Michaela Duhr berichtet.
Mit der Ausrichtung der Palästina-Konferenz hat Deutschland seine Mitverantwortung für die noch in diesem Jahr angestrebte Zweistaatenlösung im Nahen Osten übernommen. «Europa und Deutschland dürfen den USA nicht die Rolle des alleinigen Vermittlers überlassen», sagt die Vorsitzende der Deutsch-israelisch-palästinensischen Freundschaftsgesellschaft (DIPF), Margrit Knapp, der Netzeitung. Die Amerikaner verfolgten in der Region nur ihre eigenen Ziele. Schon lange fordern auch israelische Friedensaktivisten wie David Grossmann und Reuven Moskovitz, dass Deutschland seine Zurückhaltung im Nahostkonflikt aufgibt
Auch wenn die internationale Gemeinschaft finanzielle Mittel in Millionenhöhe für einen schnellen Aufbau von Polizei und Justiz zur Verfügung stellt, müssten zunächst ganz andere Entscheidungen gefällt werden. «Israel muss als eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Palästinenser-Staat den Siedlungsbau in den palästinensischen Gebieten stoppen», fordert Knapp. Erst Anfang Juni hatte die israelische Regierung trotz internationaler Proteste angekündigt, in zwei Siedlungen bei Jerusalem knapp 900 zusätzliche Wohneinheiten zu errichten. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, übte in Berlin denn auch scharfe Kritik am Siedlungsbau.
Begegnung ohne Gewalt
Die in Berlin ansässige DIPF setzt in ihrem Engagement für Frieden im Nahen Osten vor allem auf junge Menschen. Die 1996 gegründete Gesellschaft unterstützt Frieden-Camps in Israel und Palästina, in denen Jugendliche beider Seiten zusammenkommen. «Die jungen Menschen, die sich wenn überhaupt als Steinewerfer oder Kämpfer begegnen, sollen die Chance haben, sich auf friedliche Weise kennenzulernen», erläutert Knapp. «Wir unterstützen zum Beispiel das Projekt Friendship-Village.» In dem internationalen Zentrum, das aus der jüdisch-arabischen Jugendorganisation Reut Sadaka hervorgegangen ist sollen junge Menschen lernen, Unterschiede in Nationen, Kulturen und Religionen zu erkennen, zu tolerieren und zu respektieren.
Angeregt wurde die Gründung des DIPF von dem 1928 in Rumänien geborenen Holocaust-Überlebenden Reuven Moskovitz. Er überlebte Verfolgung und Vertreibung und ging 1947 nach Palästina. Der Historiker engagiert sich seit Jahrzehnten in der israelischen Friedensbewegung. 1970 gründete er zusammen mit dem jüdischen Mönch Bruno Hussar das Friedensdorf Neve Shalom (Oase des Friedens), zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Dort leben heute 50 israelische, palästinensische und jüdische Familien aus eigenem Entschluss in einer Dorfgemeinschaft zusammen.
Kampf für Frieden und Frauenrechte
Die DIPF organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Vorträge mit Israelis und Palästinensern, die sich seit Jahren für einen Frieden zwischen den beiden Völkern einsetzen. «Vor einigen Monaten war Sumaya Farhat-Naser zu einer Lesung bei uns», sagt Knapp. Die Palästinenserin studierte in Hamburg und lehrte später an der Universität in ihrem Heimatort Birseit im Westjordanland. Der Ort gilt als Zentrum des Widerstandes gegen die israelische Besatzung.
Als erste Palästinenserin diskutiere Sumaya Farhat-Naser sie öffentlich mit israelischen Frauen über einen möglichen Frieden. Von 1997 bis 2001 leitete sie das Jerusalem Center for Women im östlichen Teil der Stadt, wo israelische und palästinensische Frauen sich gemeinsam für Versöhnung engagieren. Fahrhat-Naser wurde für ihren Einsatz für Frieden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Augsburger Friedenspreis im Jahr 2000.
Im Mai war die israelische Journalistin Amira Hass zu Gast bei DIPF. Die Autorin arbeitet als Korrespondentin für die liberale israelische Tageszeitung Haaretz und lebt seit 1997 in Palästina. Anfang Juli freut sich Knapp auf einen Vortrag der israelischen Schriftstellerin Felicia Langer. Nach dem Sechstagekrieg 1967 war Langer schockiert über das Verhalten der israelischen Regierung in den besetzten Gebieten, so dass sie als Anwältin auch Palästinenser in den besetzten Gebieten verteidigte. Dafür wurde sie in Israel massiv angefeindet. 1990 siedelte sie schließlich nach Deutschland über.
http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1066598.html